Über so manche „Highs“ und „Lows“ meiner ersten 2 Jahre hatte ich ja bereits berichtet. Die positive Resonanz nach Teil 1 meines Blog-Artikels hat mich bestärkt, in derselben Offenheit meine nächsten 4 Learnings als Gründerin im Bereich Business Coaching & Training zu teilen:
Learning als Gründerin #3: Der reinste WAHNSINN – Bürokratie & Technik im BackOffice
Hey Deutschland… was ist eigentlich los mit dir? Als Selbständige*r, Gründer*in oder Klein-Unternehmer*in organisieren wir uns noch in den WAHNSINN!
Den formalen ‚Kram‘ habe ich mir tatsächlich einfacher vorgestellt. Nach 2 Jahren kann ich nicht behaupten, dass ich in diesem Bürokratie-Dschungel schon vollends den Durchblick habe. Zum Glück aber mein Mann… und dafür bin ich echt dankbar! Ohne seine Unterstützung wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Wie hätte ich sonst meine Marke aufbauen und Kundenprojekte fokussiert und nachhaltig verfolgen können?!
Pro Jahr 1 Monat „für nix“
Früher habe ich das immer nur in Studien gelesen, heute kann ich es bestätigen: Selbstständige arbeiten wegen Admin & Co. jährlich rund einen ganzen Monat unbezahlt. Kurzum: Verdienstausfall. Da ist die Angebots- und Rechnungsstellung, Buchhaltungsthemen, Reisekostenabrechnung, steuerliche Aspekte und vieles mehr.
Und DAS ärgert mich daran:
Unsere Gesetzgebung in Deutschland wird für größere Unternehmen gemacht, die ganze Abteilungen für diesen Bürokratie-Dschungel beschäftigen. Doch ich als einzelne Unternehmerin stehe genauso in diesem Dschungel!! Irgendwie doof, aber leider kann ich mir halt noch keine eigene Steuerfachabteilung leisten…
Technik Chichi: Wenn schon, denn schon…
Da ich zu Beginn der Pandemie komplett virtuell startete, gab es noch ganz schön viel Technik im BackOffice zu organisieren oder neu zu erlernen. Kollaborationssoftware hier, Visualisierungstools da, zusätzliche Hardware beschaffen, verschiedenste Video-Softwareprodukte bei Kunden, usw. Das gesamte Technik-Setup für die Moderation von Online-Workshops beschäftigte mich einfach, denn diese sollten bei mir nicht nur effektiv und nachhaltig werden, sondern auch noch Spaß machen!
Letztendlich bereue ich keine Minute des zeitlichen Invests, denn meine digitale Ausrichtung (später kam die Präsenz-Komponente dazu) hat mich in meiner Geschäftsentwicklung nach vorne gebracht. Wichtig ist es, den konzeptionellen und technischen Mehraufwand im Vorfeld nicht zu unterschätzen – auch nicht kalkulatorisch in der Angebotserstellung.
Goldrichtig ab einer gewissen Zeit: Outsourcing!
Nach ca. 12 Monaten habe ich auch angefangen, weitere Support-Arbeiten outzusourcen. Sei es die Zuarbeit einer virtuellen Assistentin oder die Zusammenarbeit mit einer Übersetzerin für internationale Projekte. Was für eine goldrichtige Entscheidung! Denn nur so konnte ich mich auf das fokussieren, was ich wirklich gut kann und wofür mein Herz brennt: Die Arbeit mit Menschen!
Fazit: Ich möchte nicht sagen, dass eine Selbstständigkeit nur möglich ist, wenn man einen Partner*in hat, der/die Aufgaben im Hintergrund abnimmt. Gar nicht! Doch Unterstützung holen, nicht alles allein lösen wollen und sein Netzwerk aktiv mit einzubeziehen, kann Vieles erleichtern. Und ganz ehrlich: Die meisten Menschen helfen doch gerne und freuen sich, wenn wir sie nach ihren Erfahrungswerten fragen!
Learning als Gründerin #4: Wir ernten was wir säen
Als Neuling in der Coaching & Trainer Branche wurde mir schnell bewusst, wie wichtig und wertvoll ein gut gepflegtes Netzwerk ist.
Netzwerk, Netzwerk, Netzwerk
Ich war immer schon ein netzwerk-orientierter und kommunikationsstarker Typ. Ich liebe es, mich verbunden zu fühlen, in gutem Kontakt und ehrlichen Beziehungen mit Menschen zu sein.
Berufliche Kontakte zu pflegen und auch ohne Erwartungen zu geben, macht mir einfach auch Freude! Zudem kann ich selbst immer wieder dazu lernen, andere Perspektiven aufnehmen und neue Impulse sammeln.
Und am Ende kommt mehr zurück als man denkt…
Wohlwollende Unterstützung, mit der ich nie gerechnet hätte
Noch heute bin ich berührt und voller Dankbarkeit , wie viel Zugewandtheit und wohlwollende Unterstützung ich z.B. aus Kooperationspartnerschaften und erfahrenen Profis aus der Branche erhielt. Zum Beispiel im Rahmen von Sparrings.
Dieser kollegiale Austausch ist für mich auch nicht mehr wegzudenken – egal ob Neuling oder Profi! Egal ob es um die Reflexion einer neuen Methode geht oder sonstige Herausforderungen… Sparrings helfen mir, um Unsicherheiten abzubauen und schneller zur Lösung zu kommen. Und außerdem gibt es mir immer wieder eine Art Team-Gefühl.
Learning als Gründerin #5: Nach „Mut-Ausbrüchen“ kommt „Machen“, doch dazwischen was anderes...
Es waren oft meine sog. “Mut-Ausbrüche”, die mich in meiner beruflichen Karriere weitergebracht haben. Und da kann es schon mal passieren, dass ich direkt im Anschluss etwas erschrocken denke: „Hoppla, warst du da jetzt vielleicht ein bisschen zu mutig, Brigitte?!“
In der Regel wurde nach so einem „Mut-Ausbruch“ immer direkt das typische „Brigitte-Macher-Gen“ aktiviert. Mittlerweile habe ich gelernt, dass es noch einen ganz wichtigen Zwischenschritt braucht, denn: Nach jedem mutigen Schritt kommt erst einmal Vertrauen! Zum Beispiel
- Vertrauen in die über Jahre entwickelten Stärken und Kompetenzen.
- Vertrauen, sämtliche Herausforderungen bewältigen zu können.
- Vertrauen, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben… auch wenn’s mal kurz “ruckelt”.
- Und Vertrauen, dass sich immer wieder eine neue Tür öffnet, obwohl eine andere vielleicht zufällt.
Nur mit diesem Ur-Vertrauen komme ich persönlich wieder zu genau der innerlichen Gelassenheit und Haltung, die ich für meinen Job brauche!
Learning als Gründerin #6: Wie geil ist eigentlich UNPERFEKT?!
Ein Unternehmen zu gründen, sich selbstständig zu machen hat immer was mit Risiko zu tun. Für Menschen wie mich, die jahrelang darauf gepolt waren, alles im Blick und unter Kontrolle zu haben, kann so ein Schritt ziemlich fordernd – gleichzeitig auch befreiend sein.
Wer mich gut kennt, kennt sicherlich meinen Anspruch 😉 und weiß, wie wichtig es mir ist, dass das, was ich tue, Hand und Fuß hat. Naja, und manchmal auch perfekt sein darf… Wenn es also um Perfektion geht, bin ich wohl der beste Experte! Und mittlerweile stolz darauf, wie ich mich in den letzten 15 Jahren entwickeln konnte, um in kleinen Schritten einen neuen Umgang mit dem Thema Perfektion zu finden. Klar, denn das Perfekte existiert natürlich nicht. Perfektion ist ein unerreichbares Ziel und meist durch Angst motiviert. ABER:
Perfektion ist nicht etwas per se schlechtes!
Für mich bedeutet das, dass ich vor allem die guten Seiten meines Perfektionismus nutze und im richtigen Moment ins bewusste Loslassen gehe. Es heißt auch, die Balance zu finden und mir selbst die Erlaubnis zu geben, dass auch “perfekt unperfekt” total gut sein kann!
Der Weg zu mehr Balance und Leichtigkeit in meinen ersten 2 Jahren als selbstständige Unternehmerin erforderte nämlich genau das:
- … ein paar weitere, alte Denkmuster loszulassen,
- … mich bewusst in den freien Fall zu begeben,
- … den nur gefühlten und temporären Kontrollverlust auszuhalten,
- … milde und achtsam mit mir selbst zu bleiben,
- … und darauf zu vertrauen, dass die Welt morgen noch steht und alles gut ist, so wie es ist.
Somit behaupte ich heute mehr denn je:
Wie geil ist es eigentlich, immer mal wieder unperfekt zu sein und darauf zu vertrauen, dass wir jederzeit auf die positiven Seiten von Perfektionismus zurückgreifen können – ohne auf Balance und Leichtigkeit verzichten zu müssen!
Mit meiner persönlichen Geschichte und meinen 6 Learnings als Gründerin wünsche ich neuen Gründer*innen, Unternehmer*innen, Selbstständigen, und allen Menschen, die sich verändern wollen – VOR ALLEM IN ZEITEN WIE DIESEN – nicht nur Mut, sondern auch viel Freude, Leidenschaft, Spaß und… Vertrauen in sich selbst!
Neugierig geworden?
Gerne mehr in einem persönlichen Austausch! Außerdem freue ich mich immer über andere Meinungen, frische Perspektiven oder Feedback zu diesem Artikel.
Bildquellen:
- Learning als Gründerin #3 – Bürokratie & Technik im BackOffice: Photo by Patrick Tomasso on Unsplash
- Learning als Gründerin #4 – Wir ernten was wir säen: Photo by Polina Rytova on Unsplash
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