Unser Umgang mit Konflikten beginnt nicht erst im Job, im Kollegenkreis oder an Konferenztischen. Unser Konfliktverhalten ist selten zufällig – es ist geprägt. Meist von dem, was wir über Nähe, Streit, Bindung und Beziehung in unserer Kindheit gelernt haben.
In meiner Arbeit mit Menschen im Systemischen Coaching geht es sehr häufig um Konflikte. Oft in Verbindung mit der Angst, jemanden zu verletzen, selbst verletzt, abgelehnt oder nicht mehr gemocht zu werden.
Tatsache ist: Menschen finden Konflikte nicht wirklich angenehm. Oft auch total uncool. Denn: Konflikte rauben Kraft und ziehen Energie. Und trotzdem: Wir alle haben Konflikte – die inneren und auch die äußeren Konflikte.
Ich selbst bin in einer Familie aufgewachsen, in der so ziemlich jeder Konflikt auf den Tisch gelegt wurde. Manchmal konstruktiv, in Form von Familienkonferenzen. Manchmal auch lautstark. Oft ehrlich – und fast immer verbunden mit dem Bedürfnis, verstanden zu werden, etwas zu lösen oder zu verbessern.
Diese Prägung wirkt bis heute in mir und dafür bin ich dankbar. Was ich gelernt habe:
Konflikte müssen nicht das Ende einer Beziehung sein – sie können vielmehr ein Anfang von echter Verbindung werden. Wenngleich es keine Garantie gibt, da wir nur unser eigenes Verhalten und unsere eigenen Reaktionen kontrollieren können und nicht die, des anderen.
Im besten Falle gelingt uns Verbindung im Konflikt, wenn wir:
- … reflektiert auf unseren eigenen Beitrag und unsere Rolle im Konflikt schauen.
- … für unser eigenes Gefühl und unsere eigenen Verletzungen Verantwortung übernehmen.
- … unsere Gegenüber nicht zum Gegner machen und uns selbst nicht zum Opfer.
- … aufhören, Recht haben oder überzeugen zu wollen – und stattdessen versuchen, den anderen wirklich zu verstehen.
Es lohnt sich also, Konflikte nicht als etwas Trennendes zu betrachten. Sondern als Teil der Beziehungsgestaltung. Für gemeinsames Wachstum.
Was ich zudem gelernt habe (auch wenn das nicht immer „easy“ war): Nicht jeder Konflikt ist meiner. Nicht jeder lohnt sich. Nicht jeder Konflikt führt irgendwohin.
Manche Konflikte sind nicht zu lösen – sie dürfen losgelassen werden. Die Kunst liegt im Unterscheiden.
Und ja, es braucht Mut, durch einen Konflikt hindurchzugehen und manchmal noch mehr Mut, auch mal stehenzubleiben: Die Spannung spüren, ohne sofort ins Handeln zu gehen. Die eigene Rolle klären, ohne sich zu verlieren. Den anderen nicht abwerten und bei sich bleiben.
Am Ende ist es oft die Akzeptanz, die entlastet – anzuerkennen, dass nicht alles gelöst, aber manches ehrlich verstanden und losgelassen werden kann.
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